Pop-up-Stores im Trend + Beispiele

7. Februar 2014 Mehr

Im Retailbereich zeichnet sich ein neuer Trend ab: Mit Pop-up-Stores versuchen findige Händler auf die Schnelllebigkeit und das sich radikal ändernde Kaufverhalten zu reagieren. Doch was steckt hinter diesem Begriff, was können diese neuen Shops und welche Chancen ergeben sich daraus für den heimischen Einzelhandel? Diese Fragen stellte shopstyle Frau Mag. Hannia Bomba-Wilhelmi, der Geschäftsführerin von Regioplan, einem Unternehmen, das seit mehr als fünfundzwanzig Jahren den europäischen Handel beobachtet, analysiert und berät.

Welche Entwicklungen erwarten den Einzelhandel in Österreich?

Wir sind Spezialisten für den Handel und für die richtige Planung und Optimierung von Handelsstandorten. Die Umsatzsteigerungen der Händler und eine allgemein positive Entwicklung des Marktes liegen uns am Herzen. Ganz allgemein kann man sagen, dass unsere Welt immer schneller wird. Sämtliche technischen Entwicklungen beschleunigen unser Leben, sei es die SMS an Stelle der Postkutsche oder das Internet an Stelle des gedruckten Buches. Im Moment beobachten wir außerdem zwei riesige Kräfte, die sich auf den Einzelhandel auswirken: Erstens: Konsumenten haben schon alles. Und zweitens: Kunden kaufen online. Hier muss der Handel reagieren, wenn er überleben will.

Wie beurteilen Sie die Konkurrenz mit Online-Shops für den stationären Handel?

Der Onlinehandel ist keine Konkurrenz. Er ist eine Chance! Der Handel muss auf neue Vertriebswege reagieren und diese aufgreifen. Die neuen Möglichkeiten, die uns die technischen Errungenschaften bieten, verändern auch die Erwartungshaltung der Konsumenten. Das Konsumverhalten ändert sich dramatisch. Und das in rasantem Tempo. Man kann diese Situation mit einem Tornado vergleichen, der hier auf uns zurast. Manchmal hat man das Gefühl, dass unsere Einzelhändler ganz ruhig am Strand sitzen und den Tornado beobachten, aber nicht bereit sind, ihre bequemen Liegen zu verlassen, weil sie ja für die Liegen bezahlt haben…

Welche Chancen bieten hier Pop-up-Stores?

Pop-up-Stores sind eine Möglichkeit auf die Schnelllebigkeit des Handels und das veränderte Kaufverhalten zu reagieren. Hier kann man coole Marken für einen begrenzten Zeitraum spannend in Szene setzen. Pop-up-Stores gelten als cool. Hier einzukaufen ist angesagt. Und die Marken, die hier vertreten sind, sind im stationären Handel vielleicht nicht so leicht zu finden. Pop-up-Stores locken mit einem ständig wechselnden Sortiment, bieten immer wieder Neues und können so auch wechselhafte Zielgruppen langfristig binden.

Was braucht ein Pop-up-Store, um zu funktionieren?

Hinter einem erfolgreichen Pop-up-Store steht meist ein sehr genau ausgearbeitetes Konzept. Der Auftritt muss in sich stimmig sein, als Marke erfahrbar werden und innerhalb kürzester Zeit hohen Bekanntheitsgrad erreichen. Plattformen wie Facebook & Co. sind hier ebenso sinnvoll wie Standorte, die nicht nur als Zwischennutzung mit beliebigen Waren gefüllt werden, sondern die dem Konsumenten die Sicherheit geben, hier für einen jeweils begrenzten Zeitraum, ganz besondere Produkte zu finden.

Welche Entwicklungen sind in Bezug auf Pop-up-Stores zu erwarten?

Der Trend ist noch sehr jung und kann genauso gut ein „Pop-up-Trend“ mit sehr kurzer Lebensdauer sein. Er hat aber auch das Potenzial zu einem langfristigen Bestandteil unserer Retaillandschaft zu werden. Als Verkaufsflächen, die sich als Pop-up-Stores etablieren können, eignen sich nicht nur Straßenlagen, sondern auch einzelne Stockwerke größerer Kaufhäuser oder schwer vermietbare Flächen in Einkaufszentren. Hier könnten die Betreiber der jeweiligen Liegenschaft Ladenkonzepte in Auftrag geben, die sich rasch und einfach dem Storekonzept der wechselnden Mieter anpassen lassen. Auf der anderen Seite ist es auch durchaus denkbar, dass international agierende Labels ein eigenes Pop-up-Interieur entwickeln, das sie dann an wechselnden Standorten für einen begrenzen Zeitraum auf- und wieder abbauen. Wie gesagt steckt in diesem Trend noch viel Potenzial.

Vielen Dank für das Gespräch!
www.regioplan.eu

 

Pop-up für junges Design

Temporär wurde ein leer stehendes Ecklokal in Wien Neubau aktuell zum Designshop. Das Lokal Ecke Westbahnstraße / Zieglergasse zeigt seit 26. September und noch bis 24. Dezember Trends in Mode-, Produkt- und Grafikdesign und versteht sich selbst als Pop-Up Store für Produkte der 3. industriellen Revolution. Zu finden sind hier durch 3D-Druck erzeugte Modeaccessoires und eine computergesteuerte Stickmaschine. Allesamt Produkte, die abseits des Mainstreams in Kleinserien hergestellt und lokal selbst produziert wurden. Des Weiteren können Bausätze, Maschinen und Werkzeuge für die Umsetzung eigener Ideen gekauft werden. Unterstrichen wird der temporäre Charakter durch die im Zwei-Wochen-Rhythmus wechselnde Schaufenstergestaltung durch die jeweils beteiligten Designer.
www.neubau.me/shop

Textil-Riese als E in-Tages-Pop-Up

Auch H&M war in Österreich bereits mit einem eigenen Pop-up-Store präsent. Der Store eröffnete am 8. Dezember 2011 im Project Space der Kunsthalle Wien am Karlsplatz. Für einen Tag – und zwar von 11 bis 18 Uhr – wurde die Ausstellungshalle zum Fashion-Store des schwedischen Textilriesen.

 

Online-Riese temporär stationär

Innerhalb kürzester Zeit hat sich Zalando als grenzübergreifender Onlinehändler etabliert. 2013 feierte das Unternehmen seinen zweiten Geburtstag mit Pop-up-Stores in mehreren europäischen Metropolen, u.a. in Berlin. Hierfür entwarf der aus Dänemark stammende und in Berlin tätige Architekt Sigurd Larsen drei frei stehende Holzboxen, die sich in Design und Material an jenen Holzkisten anlehnen, die auf Frachtschiffen verwendet werden. Damit setzt der bekannte Online-Händler zumindest temporär auch im stationären Handel ein markantes Zeichen im Sinn seiner Corporate Identity.
www.sigurdlarsen.eu

 

BOSS Store on Tour

Um die Präsenz der Marke BOSS auch auf speziellen Locations zu ermöglichen, entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit ausgewählten Profis im Bereich der Laden- und Eventplanung einen vielseitig einsetzbaren Truck. Die rund 80 m2 große Ladefläche lässt sich als moderner Store nutzen, der durch raffinierte Tricks kaum mehr an das Innenleben eines Trucks erinnert: Die Radkappen werden durch Module abgedeckt und dienen in diesem Zustand als moderne Warenpräsentationsflächen. Die zentrale Stütze, die das Dach des Trucks trägt, wird beim Storebetrieb zur drehbaren Medienwand für Logo und Screens und beherbergt gleichzeitig Kühlschränke für Partyevents. Der Kassenbereich kann zum DJ-Pult umgebaut werden und Umkleidekabinen finden im hinteren Teil des Trucks Platz. Das Dach kann als Terrasse mit Loungebereich, Bar und Entertainment genutzt werden. Internetfähige Screens, bieten ein spannendes mediales Gesamtpaket. An den Außenseiten wird der Truck von Lamellen gesäumt, die den Innenraum vor starker Sonneneinstrahlung schützen und eine ganz besondere Innovation im Bereich des Baus von mobilen Eventflächen darstellen. Sie bestehen aus einem Esche-Kern und – um sie für den Einsatz im Außenbereich auszurüsten – aus Alu-Dibond und einem speziellen Kunststoff. Das Material macht die Lamellen nicht nur witterungsbeständig und schützt sie vor dem Ausbleichen. Es sorgt auch dafür, dass sie wie ein Flugzeugflügel zwar stabil, aber biegsam sind, so dass sie geschickt mit den Windkräften spielen. Aufgrund ihres geringen Gewichtes können die Lamellen außerdem in weniger als 30 Sekunden montiert werden. Dank ihrer Konstruktion lassen die Lamellen nur teilweise Einblicke in den Shop zu. Die Neugier lockt zum Näherkommen und die Produkterkundung beginnt schon vor der Tür. Jede Lamelle ist an ihrer Außenkante mit einem RGB-Band ausgestattet, das sich mit dem iPad farblich steuern lässt. Die LEDs setzen den Store vor allem in der Dämmerung und nachts ins richtige Licht.

 

Der Shopper als Nachteule

Abends macht Shoppen nun einmal am meisten Spaß, vor allem dem jüngeren Klientel. Damit dieses nach Ladenschluss erreicht und direkt am „place to be“ abgeholt werden kann, wird das Wiener Szenelokal Flex an der Augartenbrücke im ersten Bezirk jeden zweiten Dienstag zum Popup- Store. Die Eventreihe mit dem treffenden Namen „Nachteule“ startete am 12. November mit einer Verkaufsausstellung von District 7 und Paar Sneakerboutique. Anschließend luden Initiatorin Lina Kotzian und Philipp Straub, CEO der Bookingagentur Titan, zu Party und DJ-Line. „Wir haben den Zeitgeist der Eventkreuzungen erkannt und beleben ab November 2013 Wiens Clublandschaft neu“, so Philipp Straub, dessen Agentur mit der neuen Eventreihe der steigenden Nachfrage der heutigen Jugendkultur nach einer Verbindung von Party, Event und Shoppingerlebnis nachkommt.
„Ein Shop muss online & offline ein gutes Service bieten und sich von seinen Mitbewerbern abheben können“, begrüßt Jakub Arnold, Inhaber der Paar Sneakerboutique den ungewöhnlichen Vertriebsweg. Von dem außerordentlichen Austragungsort des Pop-Up-Stores verspricht sich Nachteule- Initiatorin Lina Kotzian primär eine Zielgruppenerweiterung. Bei der aktuellen Eventreihe geht es, so Kotzian, aber auch darum, Netzwerke zu bedienen und zusammenzuführen.

Boxircus – Pop-up-Store im Container!

Geschäfte, die unerwartet und nur für kurze Zeit in urbanen Freiräumen öffnen, sind extrem hip, aber oft auch extrem teuer und rein logistisch eine Herausforderung. Denn für coole Stores braucht es auch eine coole – temporär leer stehende – Location, die nach allen Behördenwegen, oft auch schon wieder langfristig bespielt wird. Mit Boxircus bietet der Wiener Clemens Hromatka nun eine ungewöhnliche Alternative: Für einen begrenzten Zeitraum werden als Verkaufsraum eingerichtete Container in innerstädtischen Bestlagen, Einkaufszentren oder Eventlocations zum temporären Shoppingcenter. Dabei sorgt die künstliche Verknappung des Angebots für geblockte Frequenz. Die Container eignen sich als Shopping-, Event- und Gastronomieräume und bieten Platz für neue Marken und Produkte in außergewöhnlicher Atmosphäre, ganz gleich ob Top-Labels, internationale Newcomer und lokale Szenegrößen. Auch Kulturschaffende und andere Dienstleister können sich temporär im Container präsentieren. So entstehen attraktive Shopping-Center auf Zeit. Stationäre Containerprojekte gibt es bereits in London mit Boxpark oder in Zürich mit Frau Gerolds Garten in unmittelbarer Umgebung zum Container-Tower der Taschenfirma Freitag. Boxircus ist dagegen ein immer wieder neu arrangierbares Containersystem. Die Mieten liegen abhängig vom Standort zwischen 3000 und 5000 Euro pro Monat für einen ganzen Container mit 30 Quadratmetern – inklusive Ladenbau, Klima/ Heizung, Beleuchtung und Soundsystem. Grundsätzlich lassen sich die Shops aber auch tage- oder wochenweise, alleine oder gemeinsam mit anderen anmieten, um die Mietkosten für lokale Labels und Designer zu senken.
www.boxircus.com

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Kategorie: Aktuell

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